Bundesamt für Naturschutz

Hauptbereichsmenü



Amaranthus retroflexus

1 Beschreibung der Art

Amaranthus retroflexus L. (Amaranthaceae), Zurückgekrümmter Fuchsschwanz

1.1 Aussehen

Der aufrechte Stängel wird 0,2 bis 1,2 m hoch und ist häufig an der Spitze zurückgekrümmt. Die ganze Pflanze ist weißlich blassgrün, im oberen Teil dicht behaart. Die unscheinbaren grünlichen Blüten sitzen in dichten ährigen Blütenständen. Die Perigonblätter der weiblichen Blüten haben eine Stachelspitze am Ende des Mittelnervs, die Blütenstände fühlen sich deshalb rau an. Der obere Teil der Wurzel ist oft auffällig rot. Zur sicheren Unterscheidung der ca. 12 bei uns vorkommenden Fuchsschwanzarten sind botanische Kenntnisse und Bestimmungsschlüssel notwendig.

Floraweb-Fotos der Art

1.2 Taxonomie

Amaranthus gehört zu den schwierigen Gattungen, zu deren Systematik und Taxonomie zahlreiche offene Fragen bestehen. Die Art A. retroflexus ist jedoch nicht umstritten – es sind weder Synonyme noch Taxa unterhalb der Art bekannt.

1.3 Herkunftsgebiet

Amaranthus retroflexus stammt aus Nordamerika. Sein Verbreitungsgebiet hat sich unter menschlichem Einfluss erweitert, so dass das ursprüngliche natürliche Areal nicht sicher zu ermitteln ist. Das heutige Areal erstreckt sich vom südlichen Nordostmexiko bis Washington und Kanada. Die Art ist hier in vielen Gebieten häufig auf Äckern, an Acker- und Straßenrändern und Ruderalstellen.

1.4 Biologie

Wie die meisten anderen Fuchsschwanzarten ist A. retroflexus eine einjährige Pflanze, die nach der Blüte abstirbt. Ihr Überleben sichert sie durch die Produktion einer großen Zahl von Samen (bis zu einer Million pro Pflanze). Die Samen sind gut schwimmfähig: im Versuch war ein Teil der Samen nach 39 Tagen noch nicht untergegangen. So können sie an Flüssen sehr weit ausgebreitet werden. Daneben gibt es Samenausbreitung durch Vögel, die die Samen auch fressen, sowie durch Transport von Erde. Die Samen sind frosthart und werden durch hohe Temperaturen in der Keimung gefördert. Ein Teil der Samen keimt jedoch nicht, so dass eine Samenbank aufgebaut wird. Obwohl es keine genaue Angabe zu A. retroflexus gibt, kann aus der Langlebigkeit der verwandten Gänsefußgewächse auch für diese Art eine sehr lange Überlebensdauer der Samen im Boden geschlossen werden. Je später die Pflanzen keimen, desto kleiner bleiben sie. A. retroflexus kann jedoch auch bei sehr später Keimung noch Samen produzieren. Art Als C4 Pflanze ist A. retroflexus an stark besonnte Standorte angepasst und erträgt Trockenheit.

2 Vorkommen in Deutschland

2.1 Einführungs- und Ausbreitungsgeschichte / Ausbreitungswege

Amaranthus retroflexus wurde mit Handelsgütern bereits im 18. Jahrhundert nach Europa eingeschleppt. Der schwedische Botaniker Linné kultivierte die Art um 1750 im botanischen Garten von Uppsala. Die ersten Nachweise für Deutschland stammen aus dem Jahr 1815, bald danach war die Art in Deutschland eingebürgert.

2.2 Aktuelle Verbreitung und Ausbreitungstendenz

Amaranthus retroflexus ist in Deutschland als etablierter Neophyt weit verbreitet, besonders im Tief- und Hügelland. Seine Ausbreitung hält noch an, als wärmeliebende Art wird A. retroflexus durch die Klimaerwärmung gefördert. Wegen seines Vorkommens auch in naturnaher Flussufervegetation gilt er in Deutschland und der Schweiz als Agriophyt.

Verbreitungskarte aus FloraWeb

2.3 Lebensraum

Amaranthus retroflexus kommt an trockenen bis frischen Ruderalstellen, wie Schutt-, Müll- und Umschlagplätzen und Wegrändern vor. Als Ackerunkraut tritt er vor allem in Hackkulturen auf nährstoffreichen Standorten auf. Auch in Weinbergen wird er gefunden. An großen Flüssen findet er sich zusammen mit anderen Einjährigen in den im Sommer trockenfallenden Uferstreifen und auf Sand- und Kiesbänken.

2.4 Status und Invasivität der Art in benachbarten Staaten

Amaranthus retroflexus ist weltweit verbreitet und kommt auch in den Nachbarländern als Ackerunkraut und in Auen vor.

3 Auswirkungen

Die Auswirkungen sind die eines typischen Ackerunkrauts. Vorkommen außerhalb von Äckern, auch in naturnaher Vegetation an Flüssen, gelten als unproblematisch.

3.1 Betroffene Lebensräume

Hackfruchtkulturen und Maisäcker, besonders auf nährstoffreichen Standorten.

3.2 Tiere und Pflanzen

Abgesehen von der Konkurrenzwirkung auf die Feldfrüchte sind keine Auswirkungen auf Pflanzen bekannt oder zu erwarten.

3.3 Ökosysteme

Keine Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

3.4 Menschliche Gesundheit

Keine Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.

3.5 Wirtschaftliche Auswirkungen

Amaranthus retroflexus beeinträchtigt als Ackerunkraut den Ackerbau. Insbesondere erhöht er die Kosten für die Unkrautbekämpfung, da er anders als andere Ackerunkräuter erst nach dem Mais keimt und so nicht von der Vorlaufbekämpfung erfasst wird. Außerdem treten auch herbizidresistente Formen der Art auf.

Aus Amerika sind Vergiftungen von Rindern und Schweinen durch Aufnahme großer Mengen von A. retroflexus beschrieben worden.

4 Maßnahmen

Die Bekämpfung mit geeigneten Herbiziden ist möglich. Da sie Teil der landwirtschaftlichen Bearbeitung der Felder ist, werden Methoden hier nicht im einzelnen vorgestellt.

4.1 Vorbeugen

Amaranthus retroflexus wird nicht absichtlich ausgebracht. So entfällt der vorbeugende Verzicht.

4.2 Allgemeine Empfehlungen zur Bekämpfung

Da die Art keine naturschutzrelevanten Auswirkungen hat, ist sie allenfalls im Rahmen der landwirtschaftlichen Unkrautregulierung zu bekämpfen.

4.3 Methoden und Kosten der Bekämpfung

Da die Bekämpfung zur landwirtschaftlichen Praxis gehört, wird sie hier nicht detailliert dargestellt.

5 Weiterführendes

5.1 Literatur

  • Jüttersonke, B. (1998): Untersuchungen zur Reaktionsvariabilität von Amaranthus retroflexus L. auf Maßnahmen im integrierten Pflanzenschutz. Z. PflKrankh. PflSchutz Sonderh. XVI: 99-103.
  • Schmitz, U. (2002): Untersuchungen zum Vorkommen und zur Ökologie neophytischer Amaranthaceae und Chenopodiaceae in der Ufervegetation des Niederrheins. Dissertationes Botanicae 364: 140 pp.

5.2 Bearbeitung

Dieser Artensteckbrief wurde 2003 erstellt von:

Dr. Uwe Starfinger & Prof. Dr. Ingo Kowarik, Institut für Ökologie der TU Berlin

letzte Aktualisierung: 15.12.2008 (Frank Klingenstein)