Buddleja davidii
1 Beschreibung der Art
Buddleja davidii Franch. (Buddlejaceae), Schmetterlingsstrauch
1.1 Aussehen
Der sommergrüne Schmetterlingsstrauch hat meistens viele Stämme und wird maximal 3 m hoch. Die gegenständigen Blätter sind lang zugespitzt, lanzettlich, am Rande gesägt, unterseits graufilzig. An den Zweigenden stehen im Juli bis September die bis zu 30 cm langen dichten Rispen aus zahlreichen duftenden, violetten bis purpurfarbenen (selten weißen) Blüten. Der Schmetterlingsstrauch ist bei nicht zu verwechseln.
1.2 Taxonomie
Die etwa 100 Arten der Gattung Buddleja sind tropisch bis subtropisch verbreitet. Sie wurde früher zu den Scrophulariaceae, heute meist zu den Buddlejaceae oder Loganiaceae gestellt. Bei uns kommt eingebürgert nur diese Art vor, die auch als B. variabilis bekannt ist. Andere Arten der Gattung werden als Zierpflanzen gepflanzt.
1.3 Herkunftsgebiet
Der Schmetterlingsstrauch stammt aus dem Hochland des südwestlichen China und Tibet. Er kommt hier bis in Höhen von 2.600 m vor und bildet niedrige Gebüsche (1 – 1,5 m hoch).
1.4 Biologie
Der Schmetterlingsstrauch ist ein kurzlebiges Gehölz, dessen maximales Alter mit 37 Jahren angegeben wird. Er kann bereits im ersten Jahr zur Blüte gelangen. Normalerweise ist das erst im Jahr nach der Keimung der Fall. Die duftenden zwittrigen Blüten enthalten Nektar und werden besonders von Schmetterlingen (Name!) sowie von Bienenverwandten und anderen Insekten besucht. Die Pflanze produziert zahlreiche Samen (50 – 100 pro Frucht, ca. 3 Mio. pro Strauch), die sehr leicht sind (315.000 wiegen 1 kg) und mit dem Wind, aber auch an Autos anhaftend etc. ausgebreitet werden. Auch insektenfressende Vögel können zu Ausbreitern der Samen werden. Die Samen machen eine obligate Samenruhe durch und bleiben viele Jahre lang keimfähig. Nach Verletzung, z.B. durch Zurückschneiden, bildet er vitale Stockausschläge, die innerhalb einer Vegetationsperiode 2 m hoch werden können. In ungestörter Sukzession wird er auf den meisten Standorten von anderen Gehölzen abgelöst.
2 Vorkommen in Deutschland
2.1 Einführungs- und Ausbreitungsgeschichte / Ausbreitungswege
Buddleja kam zum ersten Mal 1869 als Herbarbeleg nach Westeuropa, etwa gleichzeitg wurde sie nach Russland eingeführt. Von dort stammten die Samen, aus denen die ersten Exemplare in England kultiviert wurden. Um die Jahrhundertwende wurden Pflanzen aus China eingeführt, von denen die heutigen Pflanzen abstammen sollen. Bald war sie als Zierpflanze populär, sie wird auch heute noch in zahlreichen Sorten angeboten. Die ersten Verwilderungen traten in den 30er Jahren in England auf. Eine starke Ausbreitung fand nach dem 2. Weltkrieg statt, als sie begann, Trümmerschuttflächen der zerbombten Innenstädte sowohl in Mitteleuropa als auch in Großbritannien zu besiedeln.
2.2 Aktuelle Verbreitung und Ausbreitungstendenz
Buddleja ist heute vor allem in sommerwarmen Gebieten im Westen Deutschlands verbreitet. Der Ausbreitungsprozess scheint hier noch anzuhalten. Im kontinentalen Osten Deutschlands wird ihre Ausbreitung dagegen durch Winterfröste begrenzt. Hier kommt sie spontan nur in Städten vor.
Verbreitungskarte aus FloraWeb
2.3 Lebensraum
Der Schmetterlingsstrauch kann in Europa vielfältige Standorte im ozeanischen, kontinentalen und mediterranen Klima besiedeln. Er bevorzugt mineralische Böden und meidet nur feucht–nasse Standorte. Da er zur Keimung offenen Boden benötigt, ist er vor allem auf Ruderalstellen in Städten, entlang von Schienen, an Bahndämmen, Straßenrändern etc. zu finden. Häufig besiedelt er auch Fugen in Mauern und Gebäuden. Im Ruhrgebiet gilt Buddleja wegen ihrer Konzentration auf Industriestandorte als typische Industriepflanze. Auch in Flussauen besiedelt Buddleja Schotterinseln und andere vegetationsfreie Flächen. In Großbritannien kommt sie gelegentlich auch in lichten Wäldern vor.
2.4 Status und Invasivität der Art in benachbarten Staaten
In der Schweiz steht Buddleja auf der Schwarzen Liste der Schweizerischen Kommission für die Erhaltung der Wildpflanzen. In Lothringen (Frankreich) werden negative Auswirkungen der Art auf die Biodiversität für möglich gehalten. Wegen ihres Vorkommens in naturnahen Flussauen der Donau und der Enns in Österreich gilt Buddleja in Mitteleuropa als lokaler Agriophyt.
3 Auswirkungen
In Deutschland sind bisher negative Auswirkungen auf die Pflanzen- und Tierwelt nicht bekannt geworden. In der Schweiz gelten dichte Bestände von Buddleja dagegen als Gefahr für die Pflanzen- und Tierwelt, besonders in Auen.
3.1 Betroffene Lebensräume
Nach Erfahrungen aus anderen Ländern kann Buddleja neben urban-industriellen auch Auenstandorte oder naturnahe Felsstandorte besiedeln und diese Standorte durch Dominanzbestände beeinträchtigen.
3.2 Tiere und Pflanzen
An vielen urban-industriellen Standorten ist Buddleja der Erstbesiedler auch von vegetationsfeindlichen Substraten. Indem sie hier die Wuchsbedingungen für andere Arten verbessert, leitet sie die Sukzession ein. In der Schweiz wird dagegen angenommen, dass sie dauerhafte Dominanzbestände, z.B. auf Kiesbänken aufbaut und so das Aufkommen von einheimischen Kräutern, Sträuchern und Bäumen verhindert. Für Blütenbesucher ist Buddleja vor allem in der spätsommerlichen Trachtlücke eine wichtige Nektarquelle. Dieser positive Effekt ist jedoch nicht zu überschätzen, da überwiegend Ubiquisten an Buddleja Nahrung finden. Im direkten Vergleich wird z.B. der Blutweiderich häufiger von Schmetterlingen besucht.
3.3 Ökosysteme
Über die Wirkungen auf Pflanzen und Tiere hinaus sind keine Auswirkungen bekannt geworden.
3.4 Menschliche Gesundheit
Keine Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.
3.5 Wirtschaftliche Auswirkungen
Keine Auswirkungen bekannt oder zu erwarten.
4 Maßnahmen
Solange Nachweise für negative Auswirkungen fehlen, sollte Buddleja höchstens in begründeten Einzelfällen bekämpft werden.
4.1 Vorbeugen
Die Pflanzung von Buddleja, z.B. in Gärten, ist wegen des Futterangebots für Insekten wohl eher positiv zu bewerten, so dass von ihr nicht generell abzuraten ist.
4.2 Allgemeine Empfehlungen zur Bekämpfung
Wo aus Naturschutzgründen eine Bekämpfung durchgeführt werden soll, ist zunächst sicherzustellen, dass sich nach der Bekämpfung die angestrebte Vegetation einstellt bzw. erhalten bleibt. Wegen der langen Keimfähigkeit der Samen im Boden ist mit der Notwendigkeit von Nacharbeiten zu rechnen, mindestens bis eine geschlossenen Vegetation die Keimung weiterer Pflanzen verhindert.
4.3 Methoden und Kosten der Bekämpfung
Erfahrungen in Großbritannien zeigen, dass Buddleja mit Herbiziden oder durch Roden zum Absterben gebracht werden kann. Da jedoch immer mit einem sehr umfangreichen Samenvorrat im Boden gerechnet werden kann, fördert die Bekämpfung nur das Auflaufen der nächsten Keimlinge. Es wird empfohlen, vor allem eine dichte Deckung anderer Pflanzen herzustellen, die die weitere Keimung unterbindet.In der Schweiz wird empfohlen, Blütenstände des Schmetterlingsstrauchs in Gärten vor der Samenreife abzuschneiden und zu verbrennen, um eine Ausbreitung zu verhindern.
5 Weiterführendes
5.1 Literatur
- Adolphi, K. (1995): Neophytische Kultur- und Anbaupflanzen als Kulturflüchtlinge des Rheinlandes. NARDUS 2:1-272, + Anhang.
- Kowarik, I. (2003): Biologische Invasionen: Neophyten und Neozoen in Mitteleuropa. Ulmer, Stuttgart. S. 252 ff.
- Owen, D. F. & Whiteway, W. R. (1980): Buddleia davidii in Britain: History and development of an associated fauna. Biol. Conserv. 17:149-155.
5.2 Bearbeitung
Dieser Artensteckbrief wurde 2003 erstellt von: Dr. Uwe Starfinger & Prof. Dr. Ingo Kowarik, Institut für Ökologie der TU Berlin
letzte Aktualisierung: 16.03.2007 (Frank Klingenstein)