Methodik der naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung für gebietsfremde Arten
Das Naturschutzinstrument der "Naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung" besteht in seinen Grundzügen aus einem dreigliedrigen Listensystem. Die naturschutzfachliche Bewertung der Invasivität ist kriterienbasiert und beruht auf wissenschaftlichen Untersuchungen bzw. Veröffentlichungen sowie Experteneinschätzungen.
Das Kriteriensystem untergliedert sich in fünf Abschnitte mit jeweils mehreren Einzelkriterien, die in einem Steckbrief für jede gebietsfremde Art dargestellt werden. Die fünf Abschnitte sind:
- Allgemeine Angaben
- Hauptkriterium – Gefährdung der Biodiversität
- Zusatzkriterien (Verbreitung, Maßnahmen)
- Biologisch-ökologische Zusatzkriterien
- Ergänzende Angaben
Über einen transparenten Einstufungsweg erfolgt auf Basis der vergebenen Wertstufen die endgültige Listenzuordnung. Auf Grund von Kenntnisfortschritten, aber auch wegen der sich ändernden Verbreitung und Auswirkungen von gebietsfremden Arten, sind die Einstufungen in regelmäßigen Abständen zu überprüfen und ggfs. anzupassen (für weitere Informationen siehe auch die aktuelle Langfassung [pdf 2,6 MB] der Methodik).
Methodik - Listenkategorien
Folgende Listenkategorien werden unterschieden:
A) Invasive Arten
Diese Listenkategorie enthält jene gebietsfremden Arten, die als invasiv gelten, da im jeweiligen Bezugsgebiet oder in ökologisch ähnlichen Gebieten belegt ist, dass sie entweder heimische Arten (= einheimische und alteingebürgerte Arten) direkt gefährden oder Lebensräume so verändern, dass dies (indirekt) heimische Arten gefährdet. Da Maßnahmen gegen diese Arten stark durch ihre biologischen Eigenschaften und Populationsgrößen bzw. die Größe des besiedelten Areals bestimmt werden, wird die Liste der invasiven Arten in folgende Unterkategorien unterteilt:
Warnliste: Enthält im Bezugsgebiet noch nicht wild lebend vorkommende gebietsfremde Arten, die in anderen klimatisch und naturräumlich vergleichbaren Regionen invasiv sind. Ihre Einbringung ist daher zu verhindern.
Aktionsliste: Enthält im Bezugsgebiet wild lebend vorkommende invasive gebietsfremde Arten, deren Vorkommen kleinräumig sind und für die geeignete Sofortmaßnahmen existieren, die eine vollständige Beseitigung mit vertretbarem Aufwand ermöglichen. Derartige Maßnahmen sollten daher schnellstmöglich und umfassend ergriffen werden.
Managementliste: Enthält im Bezugsgebiet wild lebend vorkommende invasive gebietsfremde Arten, deren Vorkommen kleinräumig sind und für die keine geeigneten Sofortmaßnahmen bekannt sind ODER deren Vorkommen schon großräumig sind, dass Maßnahmen nur in Einzelfällen sinnvoll sind.
B) Potenziell invasive Arten
Diese Listenkategorie enthält jene gebietsfremden Arten, die als potenziell invasiv gelten, da für sie bislang nur begründete Annahmen bzw. Hinweise zur Invasivität vorliegen. Die Liste der potenziell invasiven Arten wird in zwei Unterkategorien unterteilt:
Handlungsliste: Enthält jene gebietsfremden Arten, für die begründete Annahmen vorliegen, dass sie entweder heimische Arten direkt gefährden oder Lebensräume so verändern, dass dies (indirekt) heimische Arten gefährdet. Die negativen Auswirkungen sind auf Grund ungenügenden Wissensstands derzeit nicht endgültig zu beurteilen, aber ausreichend, um Maßnahmen zu begründen.
Beobachtungsliste: Enthält jene gebietsfremden Arten, für die Hinweise vorliegen, dass sie entweder heimische Arten direkt gefährden oder Lebensräume so verändern können, dass dies (indirekt) heimische Arten gefährdet. Für diese Arten stehen Monitoring und Forschung im Vordergrund, weiter gehende Handlungen erscheinen auf Grund des geringen Kenntnisstands nicht gerechtfertigt zu sein.
C) Bisher nicht invasive Arten
Diese Listenkategorie enthält jene gebietsfremden Arten, die als bisher nicht invasiv gelten, da sie nach derzeitigem Wissensstand keine Gefährdung heimischer Arten verursachen.
Methodik - Listenzuordnung
Die Gesamteinstufung einer gebietsfremden Art basiert auf der Zusammenführung der für eine Einstufung relevanten Einzelkriterien, die zu einer Zuordnung zu einer Listenkategorie führt.
Liegt keine vollständige Einstufung der Einzelkriterien vor, kann die jeweilige gebietsfremde Art nicht kategorisiert werden und gilt als "bislang nicht bewertet".
Fachliche und konzeptionelle Hintergründe sowie das genaue Procedere sind umfassend beschrieben in der aktuellen Langfassung [pdf 2,6 MB] der Methodik.
Überblick über die Zusammenführung der Einstufungskriterien für eine gebietsfremde Art und die daraus resultierende Listenzuordnung im Rahmen der "Naturschutzfachlichen Invasivitätsbewertung gebietsfremder Arten für Deutschland":
Bitte um Rückmeldung
Es ist wichtig, das neu entwickelte Konzept zur Bewertung der Invasivität gebietsfremder Arten im Praxistest kritisch zu begleiten, um Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Instruments wahrnehmen zu können. In diesem Sinne sind wir für konstruktive Rückmeldungen offen und dankbar (Kontakt).